My Corona – Texte aus einer Fachakademie für Sozialpädagogik

My Corona - Texte zur Zeit

Als Lehrer, der die Klasse über Jahre begleitet hat, ihr Potential, ihre Ambitionen, ihre Persönlichkeiten kennen- und schätzen gelernt hat, darf ich ein paar Zeilen schreiben, die Bezug nehmen auf das, was auf den folgenden Seiten zum Ausdruck kommt. „My Corona“ hieß die subjektive Aufgabenstellung. Und allen ist dazu ganz viel eingefallen. Ein paar Beispiele zeigen Gedanken- und Gefühlswelt dieser Generation angesichts einer sozialen Krise wie sie seit dem Ende des Krieges bei uns nicht mehr spürbar wurde. Anstelle die Welt zu erforschen, sich auszuprobieren, die Liebe zu suchen, mussten sie alle Abstand halten: Die Jugendlichen, die Jungen. Der letzte unbeschwerte Sommer ist bald zwei Jahre her, aber es kommt einem Jugendlichen schon wie ein halbes Leben vor. Ein Jahr Pandemie mit Online-Lernen, Teams-Konferenzen, Distanzunterricht, Wechselunterricht, Präsenzunterricht, Selbsttests, Impfungen – also 1 Jahr zum Vergessen, Verzweifeln... vor allem für die „Generation Corona“, die neue „lost generation“ der Schüler und Schülerinnen, Studierenden, Auszubildenden, die neben dem Lernen auch leben wollen. Die völlig aus dem Blick gerieten und jetzt desillusioniert feststellen müssen, dass sie nur ex negativo auftauchen, als die die heimlich Party machen, die Regeln brechen, von der Politik übersehen, nicht ernst genommen. Denen die Politik jetzt einen „Lern-Sommer“ verschreiben will, ein „Aufholprogramm fürs Lernen“ – doch was sie brauchen ist ein Aufholprogramm für verpasstes Leben, für verpasste Freundschaften und verpasste Chancen. Was diese über viele lange Monate solidarische, fürsorgliche, sich kümmernde Jugend zu dem allem denkt, was sie braucht und was sie will – Nähe spüren, Umarmungen, Küssen, Kuscheln, Kümmern, auf die Kacke hauen, ins Schwimmbad gehen, Festivals besuchen, abtanzen - das war workshopartig Gegenstand kreativer Schreibprozesse im Deutsch- und Ethikunterricht. Einige dieser Texte – vom Dreizeiler zum Gedicht, zum Rap, zur Shortstory - wurden von der Klasse ausgewählt, sind im Stile eines „Best of...“ hier abgedruckt und werden neben weiteren Texten im Rahmen des Augsburger Friedensfestes – Motto Democratic Care/Fürsorge – von den Autor*innen gelesen live vorgetragen.

Peter Bommas

Mit

Peter Bommas

Fabian Leuthe

Lana-Elise Mayr

Anna Nießlein