Das Ende der Willkommenskultur ist notariell besiegelt. Tore schießen für Deutschland ja, hier leben nein. Schwule sollen sich wieder verstecken. Muslimische Jugendliche weigern sich einer Lehrerin die Hand zu reichen. Und die Grüne Jugend will, dass keine deutschen Fahnen beim Fußball geschwenkt werden. Dafür findet Channel Welcome: Die spinnen doch alle.
Die spinnen doch alle - Kommentar
Fangen jetzt alle an zu spinnen.
Politiker wie Bürger mit altem, nationalistischem Gedankengut sind zurzeit in ganz Europa auf dem Vormarsch.
Sogar bei uns, wo auch zweifelhafte Vorbilder wirken dürfen.
Ich nehme nur mal die Nachrichtenmeldungen unserer aktuellen Sendung:
Das Ende der Willkommenskultur ist notariell besiegelt.
Christlich soziale Nächstenliebe ja, aber bitte nur für Unseresgleichen. Die andern sind doch selber Schuld, wenn sie in Syrien oder Irak geboren wurden. Das hier gehört nur uns, notfalls Zaun drum.
Und mit billigen Lösungsvorschlägen schaffen sie es, so viele Menschen gegeneinander aufzuhetzen.
Von noch weiter Rechts poltert es: Migranten können zwar noch Tore für Deutschland schießen aber leben bitte woanders. Und der Chor der Dummen stimmt dazu: Was haben ausländische Gesichter auf unserer Kinderschokolade zu suchen, posten sie auf facebook.
Andere nennen sich Bürgerwehr, zerren, schlagen einen psychisch kranken Flüchtling aus einem Supermarkt, der niemandem etwas getan hat, fesseln ihn an einen Baum, und nennen das Zivilcourage.
Und, nur unter vorgehaltener Hand heißt es: Wer schwul ist gehört ins Gefängnis. Aber laut aussprechen wird man doch wenigstens dürfen, dass dieser Sittenverfall aufhören muss, und Schwul sein nicht öffentlich ausgelebt werden darf.
Herr Landtagsabgeordneter, wäre es nicht dienlicher, wenn Sie ihre verklemmten, armseligen Gedanken für sich behalten und nicht öffentlich aussprechen würden. Mir und den meisten meiner Generation ist es so egal, wessen Hand der Typ auf Straße hält oder wen die Frau im Café am Nachbartisch küsst, und wenn es eine andere Frau ist. Nicht egal ist uns, wenn Ihresgleichen durch die Straßen grölen: Deutschland den Deutschen, wir wollen keine Asylantenheime.
Bei uns kommen ja die Spinner meist eher aus den rechten Lagern. Aber auch die Minderheiten hier, die wir eigentlich in Schutz nehmen, haben ihre Hardliner. Sogar, wie in diesem Fall, 15 jährige, die genau zu wissen glauben, was Respekt ist, nämlich einer christlichen Lehrerin nicht die Hand zu geben. Selbst dann, wenn es die Lehrerin gerne hätte, weil es einfach in ihrer, unserer westlichen Welt eine Form der Höflichkeit und des vertrauensvollen Umgangs darstellt. Irgendein überheblich gewordener Profifußballer hat es ihnen vorgemacht, und zusammen schaden sie Millionen anderen Muslimen in Westeuropa, die kein Problem haben, unsere Werte zu respektieren und Mitmenschen die Hand zu reichen.
Wenn unsere Regierung einen Völkermord endlich so nennt, wie er von anderen zivilisierten Ländern längst genannt wird und dazu noch eine deutsche Mitschuld eingesteht, dann folgen wüste Drohungen von einem diktatorischen Präsident, der nichts anderes im Sinn hat, als mit seiner Alleinherrschaft Menschen, die anders denken, auszuschalten. Und den Beifall dafür bekommt er von nicht über den Tellerrand denkenden Landsleuten auch hier, die warum auch immer lieber bei uns als in seinem Reich leben.
All diese veralteten, verkrusteten Politiker merken gar nicht, dass sie mit ihrem Denken stehen geblieben sind, und sie nur noch durch eine Minderheit aus verführten, fanatischer Anhänger an der Macht sind. Die Welt um sie herum hat sich längst weiter entwickelt, und will gerechter werden.
Meine Urahnen in Griechenland haben die Demokratie entwickelt. Vielleicht steckt davon auch noch etwas mehr in meinem Blut. Und so ist es mir egal, solange alle friedlich bleiben, ob mein Nachbar schwarz oder weiß, Moslem, Jude, Christ oder sonst was ist, das ist seine private Sache. Sogar Rechtsdenker haben Rechte in einer Demokratie.
Ich will nur unbehelligt meinen Job machen können, genug Geld verdienen, um in den Urlaub fahren, die Sonne und das Leben genießen zu können. Das ist nämlich zu kurz und zu schade, um es von diesen Spinnern kaputt machen zu lassen. Dafür gehe ich jetzt an meine Arbeit und leiste meinen Teil.