Die bitteren Tränen aus Bayern – Kommentar von Channel Welcome über die Angst vor terroristischen Anschlägen in Deutschland

Die bitteren Tränen aus Bayern – Kommentar von Channel Welcome über die Angst vor terroristischen Anschlägen in Deutschland

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Die Gefahr, auf deutschen Straßen zu sterben ist um ein Vielfaches größer als bei einem Terrorakt ums Leben zu kommen und wäre dennoch so viel einfacher zu verhindern. Populistischer scheint es zu sein, Millionen von Menschen unter Generalverdacht zu stellen und gegenseitig aufzuhetzen. Das ist das Thema des Kommentars von Tina Tanšek.

„Die bitteren Tränen aus Bayern“

Nicht nur der Redakteur der Lokalzeitung weiß genau, was die Herrschenden und der bayrische Volksmund gerade hören wollen. Und so schreibt er in seinem Kommentar: „Bayern zahlt jetzt einen bitteren Preis für seine Gastfreundschaft“.
So einfach ist das. Die Flüchtlinge sind an allem Schuld. Und natürlich der Islam.
Erst die Spinner, dann die Kleingeister und dann die Hardliner.
Man will sich gar nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn der Schüler, der 2009 bei Stuttgart in einem Amoklauf 15 Menschen ermordete, muslimischen Glaubens gewesen wäre, oder der Co-Pilot, der 2015 ein Flugzeug mit 150 Menschen an Bord gegen einen Berg prallen ließ, arabische Wurzeln gehabt hätte.
In erster Linie waren aber beide psychisch schwer kranke Menschen, wie jetzt 2016 die Attentäter von Nizza, Würzburg Ansbach oder München.
Und selbst wenn einer von ihnen vorgab, im Namen eines Gottes gehandelt zu haben oder von irgendeiner Terrororganisation animiert worden ist: Gegen Spinner ist man nie gefeit, und mit welch kruden Thesen sie ihre Taten auch rechtfertigen, das sollte für uns egal sein, da sollten wir nicht darauf reinfallen. Millionen von Menschen unter Generalverdacht zu stellen, weil für weinige unter ihnen unsere Gesetze und Werte nicht gelten, das ist billig.
Die meisten sogenannten politisch motivierten Gewalttaten in Deutschland werden immer noch von einer rechten Szene verübt. Wie schön wäre in diesem Zusammenhang der Satz:
"Man kann nicht alles verbieten, was man ablehnt. Und ich lehne das rechte, menschenverachtende Gedankengut ab." Statt über Burkaverbot und die Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft nachzudenken.
Sollte man nicht besser die Ursachen bekämpfen. Wo liegen die Wurzeln für eine solche Verrohung, einer solchen Verachtung Einzelner anderen Menschen gegenüber. Und die ist eben nicht religions-oder nationenabhängig.
Etwas Anderes, Gemeinsames, Erschreckendes haben jedoch alle Täter mit vielen anderen Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen gemeinsam:
Sie ballerten und töteten bereits zuvor jeden Tag exzessiv in Gewalt verherrlichenden Spielen an ihren Computern.
Dazu zeigen die Medien in fiktionalen Filmen jeden Abend mehr Morde, als es die Realität zumindest in Deutschland bieten kann.
Wieso gelangen überhaupt bereits Jugendliche an tödliche Waffen und können mit ihnen so versiert umgehen.
Deutsche Waffen töten zudem weltweit Millionen von Menschen und nur wenige regen sich auf.
Die Waffe Auto, die legal mit mehr als 200 PS und mehr als 200 Stundenkilometern über deutsche Straßen brettern darf, wird ebenfalls all zu oft von kranken Amokfahrern bedient, denen das Leben anderer zumindest zeitweise ziemlich egal ist. Die Gefahr, auf einer deutschen Straße zu sterben ist um ein Vielfaches größer als bei einem Terrorakt ums Leben zu kommen und wäre dennoch so viel einfacher zu verhindern. Viele der fast 3500 Menschen, die 2015 auf deutschen Straßen getötet wurden, könnten noch leben, aber die Herren und Damen Mercedes, VW und BMW leisten ihren Ablass in Form von Millionen-Spenden an deutsche Politiker, die dankend annehmen, noch mehr verdienen und als Dank ihren Untertanen freie Fahrt, Brot und Spiele bieten, um abzulenken vor von ihnen selbst geschaffenen, viel größeren Gefahren. Dabei scheint ihnen jedes Mittel recht zu sein: Menschen gegen andere aufzuhetzen, wen sie als Nächstes ans Kreuz genagelt haben wollen: Hier Ausländer und Flüchtlinge, dort Regimekritiker.
Lassen wir uns von all denen eine der größten Gaben der Evolution nicht wegnehmen, nämlich zu denken, zu differenzieren, mitzufühlen, und zwar für alle.

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