Helmut Hartmann wurde 1929 in Augsburg geboren, arbeitete seit seiner Jugend im väterlichen Unternehmen, wurde Kaufmann mit Leib und Seele und übernahm 1974 zusammen mit seinem Bruder Günther die Leitung des Betriebs Papiergroßhandel Hartmann & Mittler. Er wurde ein erfolgreicher Unternehmer, u.a. Präsident des Landesverbandes des Bayerischen Groß- und Außenhandels, Mitglied des Bayerischen Senats, Träger des Bayerischen Verdienstordens. Nach seinem Ausscheiden aus dem Arbeitsleben widmete er seine neu gewonnene Zeit dem sozialen Engagement. Dazu zählte maßgeblich die Gründung von FiLL. - Der Verein „Forum interkulturelles Leben und Lernen“, der mit der jährlichen Vergabe des Wissenschaftspreises auch auf Bundesebene Anerkennung erfährt. Im Jahre 2003 wurde Helmut Hartmann als erstem Augsburger für sein Wirken im spannungsgeladenen Feld von Migration und Zuwanderung der Augsburger Friedenspreis verliehen. Helmut Hartmann, mit jüdischen Wurzeln, war von der menschenverachtenden Nazi-Ideologie direkt betroffen. Obwohl wie seine Mutter evangelisch getauft, wurde er in der Schule diffamiert und ausgegrenzt. Judensterne wurden auf seine Bank gemalt oder in der Pause auf seinen Rücken geklebt. Eine Anerkennung der sogenannten „Arisierung“, bei der im Augsburger Rathaus Schädel vermessen wurden, bestand er nicht. „Zu jüdisch" wären seine Maße. Einem glücklichen Zufall war es zu verdanken, dass die Abholung der Mutter in ein Konzentrationslager verhindert wurde. Ab der 6. Klasse wurde ihm der Schulunterricht untersagt, und so machte er in der Schweiz sein Abitur. 1993 verabschiedete er sich von seiner unternehmerischen Tätigkeit. Zusammen mit seiner Ehefrau Marianne ging er zahlreichen sozialen und gesellschaftlichen Aufgaben nach. Er wurde zum Mäzen und Wegbereiter für die interkulturelle Bildungs- und Kulturlandschaft in Augsburg. Am 25. Oktober 2023 feierte Helmut Hartmann seinen 95. Geburtstag.
Der Filmbeitrag entstand im Auftrag von FILL