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Trotz den aktuellen Vorfällen in der Silvesternacht in Köln und Hamburg, den barbarischen Anschlägen aktuell in Istanbul und Paris, die meisten Menschen auf diesem Planet wollen in Frieden leben und sind bereit, sich auch zurück zu nehmen, Rücksicht auf andere zu nehmen. Damit beschäftigt sich heute der Kommentar von Carolina Azevedo.
„So schlecht ist unsere Welt nicht“
Manchmal, wenn ich wieder an einer der großen Straßenkreuzungen der Stadt stehe, auf das Grün der Ampel warte, mir dabei den viel zu starken Autoverkehr, der unsere Luft verpestet, betrachte, aber auch die vielen Menschen, die zu Fuß mit dem Fahrrad, mit dem Rollstuhl oder auf irgendeine andere Weise versuchen, ihr Ziel zu erreichen, dann passieren die kurzen Momente, in denen das ganze Treiben für mich gleichzeitig zur Faszination wird, und ich dabei einfach anfange zu lächeln:
Wie kann das alles überhaupt so einigermaßen reibungslos funktionieren?
Wenn ich in den Semesterferien zu meiner Familie nach Brasilien fliege,
die Menschenmassen, Menschenschlangen auf den Bahnhöfen, Flughäfen, im Fußballstadion dieses kleine Wunder beobachte, dann staune und lächle ich wieder, mit den selben Gedanken im Kopf.
Wenn mir Medien die Bilder der vielen Helfer übermitteln, der vielen Freiwilligen, die selbstlos handeln, um anderen Menschen beizustehen, egal ob Flüchtlinge oder andere Hilfesuchende, die 2015 allein in Deutschland mehr als 5 Milliarden Euro an Hilfsorganisationen spendeten, dann denke ich mir:
So schlecht ist unsere Welt nicht.
Nach schrecklichen Bilder der weltweiten Kriege, Anschläge und Gewalttaten folgt auf Wut und Trauer: Wie armselig dieser kleine Haufen Kreaturen doch sein muss, der nur mit diesen Mitteln gegen friedliche, feiernde, lebensbejahende, unschuldige Kinder, Frauen, Männer, Alte, seine Verbitterung, seine Dummheit und Ignoranz, seinen Egoismus mit Terror und Gewalt zum Ausdruck bringen will.
In der Schule hatte ich gelernt, mich zu melden, statt einfach in die Klasse zu rufen; mich mit Disziplin einzusetzen, mit friedlichen Mitteln für meine Sache
Das funktioniert wie der Straßenverkehr, das Leben in Ballungsgebieten, in Hochhäusern, auf engem Raum:
Durch Rücksicht. Weil die Mehrzahl der Menschen eben ihre Intelligenz und Empfindungen einsetzt, für andere mitzufühlen.
Auch deswegen bin ich überzeugt, dass es sich lohnt, den Idioten die Stirn zu bieten, dass Gewalt nur Ausdruck der Primitiven ist, um auf sich oder ihre schäbigen Sache aufmerksam zu machen.
So schlecht ist unsere Welt trotz derer nicht, die nur eine armselige Minderheit bilden.
Auch mit diesen Gedanken gehe ich hoffnungsvoll in das Jahr 2016.